I
A. Deutsche Geschichte.
17
erstatten. Zum Kriege berief der König seine Vasallen, die mit ihren Leuten
zu ihm zu stoßen hatten. Die Bischöfe und Klöster ließeri sich dabei durch ihre
Vögte und Vasallen vertreten und lieferten außerdem Rosse und Ausrüstungs-
gegenstände. Für größere Kriege bot der König den Heerbann der Freien
auf. Mehrere ärmere Freie brauchten dabei nur gemeinsam einen Mann
zu stellen. Sold gab es nicht, sondern jeder Freie mußte sich im Felde selbst
unterhalten. Somit war der Kriegsdienst sehr drückend und führte nicht selten
zu Verschuldung und Unfreiheit. svgl. S. 42.] Im Mai hielt Karl nach alter
Sitte das Maiseid ab und zeigte sich dort als oberster Richter. Aber er erließ
auch unter dem Beirat seiner Vasallen schriftliche Verordnungen, die sich auf
kirchliche und weltliche Dinge bezogen. Die Einkünfte des Königs bestanden
hauptsächlich in dem Ertrage seiner Krongüter. Einen festen Wohnsitz hatte er
nicht. Sehr gern hielt er sich in seinen Pfalzen sschlössern] am Rhein auf. Am
liebsten weilte er jedoch in Aachen, das er wegen seiner warmen Schwefel-
quellen gern besuchte.
4. Sorge für die Kultur des Laubes. Karl der Große war eifrig daraus
bedacht, den Ackerbau zu heben. Seine Domänen wurden Musterwirtschaften
für das ganze Reich. Durch Ausroden dichter Wälder gewann man viel frucht-
bares Land zum Anbau von Getreide' Auch der Weinbau wurde verbessert
und vom Rhein aus im Lande verbreitet. Auf den Gütern fanden Handwerker
reiche Beschäftigung. Sie waren jedoch Hörige; denn ein freies Handwerk
gab es noch nicht. Um den Handel zu fördern, befahl Karl den Bischöfen, nach
dem Schluß des Gottesdienstes Märkte abhalten zu lassen, die man Messen
nannte.
Auch die Bildung schätzte Karl sehr hoch. Er berief gelehrte Männer cm
seinen Hof und bewies ihnen Achtung und Freundschaft. An den Klöstern
und Hauptkirchen errichtete er Schulen, und für die Kinder seiner Hofbeamten
unterhielt er eine besondere Hofschule. Diese besuchte er oft selbst, prüfte die
Kinder, lobte die Fleißigen und tadelte die Trägen sgedicht: „Wie Kaiser Karl
Schulvisitation hielt" von Gerok]. Er ließ sich oft aus guten Büchern vor-
lesen, gab den Monaten und Himmelsrichtungen deutsche Namen und sorgte
dafür, daß 'die alten Heldenlieder gesammelt wurden. Den Geistlichen befahl
er, in der Landessprache zu predigen. Um den Kirchengesang zu verbessern,
ließ er Sänger aus Italien kommen und führte bei den größeren Kirchen
Orgeln ein.
5. Karl wird römischer Kaiser. Das Reich Karls des Großen dehnte
sich von der Elbe bis zum Atlantischen Ozean, von der Eider und der Nordsee
bis zu dem Ebro und dem Mittelländischen Meere aus. Deshalb war der Titel:
„König der Franken" nicht mehr zutreffend für ihn. Nun begab es sich, daß
der Papst Leo Iii. von seinen Gegnern aus Rom vertrieben wurde und bei
Karl Schutz suchte. Dieser zog nach Rom, stellte dort die Ruhe und Ordnung
wieder her und setzte Leo zum Papste ein. Zum Dank dafür krönte er Karl
am Weihnachtstage 800 in der Peterskirche zum römischen Kaiser. Das Volk
rief laut: „Dem von Gott gekrönten, großen und Frieden schaffenden Kaiser
Hirts neues Realienbuch. Geschichte. 2
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl_der_Große Karl Karl_den_Bischöfen Karl Karl Karl
Schulvisitation Karl Gerok Karl Karl Karls Leo_Iii Leo Karl_Schutz Karl Leo Leo Karl Karl Gott
Extrahierte Ortsnamen: Maiseid Rhein Aachen Rhein Italien Atlantischen_Ozean Nordsee Rom Rom
Ii
Geographie.
59
bedeutende Hafenstadt Antwerpen (300 000 E.) an der unteren Schelde.
Obschon diese 80 km vom Meere entfernt liegt, können sie zur Flutzeit die
größten Schiffe erreichen.
Das nördliche Gebiet (Holland). Von der Mündungsbucht der Schelde
nimmt das große Delta der in Holland in das Meer mündenden Ströme
seinen Anfang. Ein Labyrinth von Mündungsarmen imb Inseln zeigt
die Karte. Die Ströme teilen sich schon eine beträchtliche Strecke vor der
Mündung. Der Rhein, der als mächtiger Strom sein Müuduugslaud erreicht,
16. Landschaft im früheren Haarlemer Meer. Dampfpumpen und Windmühlen heben das
Wasser aus den fruchtbaren, tiefer liegenden Fluren und Nebenkanälen in den hochliegenden Hauptkanal,
der es ins Meer leitet.
teilt sich in den Rhein und die links abzweigende stärkere Waal. Diese ver-
bindet sich mit der Maas. Der Rhein entsendet nach N. in die Zuidersee
(spr. seudersee - Südsee) die Yssel (spr. eißel) und die Rechte, nach W.
den Lek. So bleibt vom stolzen Rheinstrom nur ein schwacher Arm übrig,
der „Alte Rhein". Bei Leiden erreichte dieser früher das Meer; durch eine
Schleuse wird er dort jetzt bei Ebbe ins Meer gelassen. Der größte Teil
des Rheinwassers flutet unter dem Namen der Maas in das Meer.
Außer den Strömen durchziehen zahlreiche Kalküle das Land. Auch
die Ströme selbst sind eigentlich künstliche Wasserläufe. Hohe, gewaltige
Dämme, Deiche genannt, halten sie in ihren Ufern. Ohne die Deiche würden
sie das Land überfluten; denri der Spiegel der Ströine und Kanüle liegt höher
alv dieses. Eiik Viertel von Holland liegt tiefer als der Meeres-
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Extrahierte Personennamen: Maas
Extrahierte Ortsnamen: Antwerpen Holland Holland Rhein Rhein Rhein Rheinstrom Rhein" Rheinwassers Holland
Ii
Geographie.
19
München-Gladbach (65000 E.) und Rheydt (45000 E.), die Flachsspinnerei
von Viersen (30 000 E.), die Tuchindustrie von Aachen, Eupen, Mül-
heim a.d. Ruhr (110000 E.) und Lennep und die Industrien der Wupper-
talstädte Elberfeld (170 000 E.) und Barmen (170000 E.) (Fabrikation von
Stoffen für Damenkleidung, chemische Industrie und Fabrikation von Bändern,
Schnüren und Knöpfen). Von andern größeren Orten seien noch Gelsenkirchen
(170 000 E.), Hamborn (110000 E.), Oberhausen (90000 E.), Reckling-
hausen (55 000 E.) und die große Landgemeinde Borbeck (70 000 E.) ge-
nannt. Folgende wichtigeren Städte sind noch zu nennen: Wesel (25000 E.),
Neuß (40 000 E.), Mülheim a. Rh. (55 000e.), Eöln (515000e.), Bonn
(90 000 E.), Düren (35 000 E.), Koblenz (60000 E.), Trier (50 000 E.),
Saarbrücken (nach Eingemeindung von St. Johann und Malstatt-Bur-
bach 105000 E.) und Neunkirchen (35 000 E.).
Cöln als Verkehrsmitlelpnnkt. Für Handel und Verkehr ist Cöln die
wichtigste Stadt. Es liegt günstig in der Mitte der Landschaft und am
schiffbaren Rheinstrom. Dieser bildet eine wichtige Schiffahrtstraße. Bis
Cöln können sogar Seeschiffe gelangen. (Nenne die Eisenbahnlinien, die in
Cöln zusammenlaufen!)
2. Das Weser-Bergland nebst dem Münsterschen Becken und
der Harz.
Das Rheinische Schiefergebirge bricht nach O. ziemlich schroff ab. Die öst-
liche Nachbarlandschaft ist tief abgesunken. Sie gehört zum Stromgebiet
der Weser. Nach S. reicht dieses bis zum Vogelsberg und zur Rhön, nach
O. bis zum Thüringer Walde.
Die Gebirge des Hessenlandes. Der Bogelsberg (Taufstein 740 in) und
Teile der Rhön (Bild 5) (Wasserkuppe 950 m) bestehen aus vulkanischem Ba-
salt. Der Vogelsberg ist das gewaltigste Vulkangebirge Deutschlands,
aber stark abgetragen und war einst bedeutend höher. Das Land, das die
Hessische Senke bildet, lag früher höher. Seine Schollen sind mannigfach
geborsten, versunken und gefaltet, und so quellen viele kleine, meist kegel-
förmige Vulkanberge, deren Basaltmasse nicht bis zur Oberfläche durch-
gedrungen war, empor. Diese wurden dadurch sichtbar, daß das weichere,
nicht vulkanische Gestein über und neben ihnen stark abgetragen wurde.
Der eigentümliche Lauf der Flüsse. Auf den südlichen Vulkangebirgen, als
den höchsten Punkten des Landes, nahmen die Hauptgewüsser ihren Ur-
sprung. Auf der Rhön entspringt die Fulda, aus dem Vogelsberg ein wasser-
reicher Zufluß von ihr. Der Lauf dieser Flüsse ging nach N., vielleicht ur-
sprünglich geradliniger als heute. Als aber die oberen Gesteinsschichten nach
und nach zerstört und von den Flüssen fortgetragen wurden, trafen diese hier und
da auch auf härteres Gestein und wurden dadurch zum Ausbiegen gezwungen.
So erklären sich die eigentümlichen Biegungen der Fulda und auch der
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n
Geographie.
61
vorwiegend ein Industriestaat, ist fast ganz katholisch. Es ist zum geringen Teile,
im S-, von den französisch redenden Wallonen bewohnt; die in der nördlichen
Hälfte wohnenden Flamen reden eine deutsche Mundart. Die Niederlande
sind vorwiegend protestantisch, ein Handels-, Fischer-und Bauernstaat. Die hol-
ländische Sprache entwickelte sich aus einer plattdeutschen Mundart.
Städte. Belgien zählt außer der schönen Hauptstadt Brüssel (mit Vororten
fast 600 000 E.) an größeren Städten: Antwerpen (300000 E.), Lüttich
(180 000 E.) und Gent (170 000 E.).
Die bedeutendsten Städte der Niederlande sind: die Hauptstadt Amsterdam
(570000 E.), die Residenzstadt Haag (220 000 E.), Rotterdam (390 000 E.) und
Utrecht (100 000 E.).
Die Hauptstadt von Luxemburg ist Luxemburg.
Ii. Die Insel- und Halbinselwelt Nordeuropas.
1. Das Britische Jnselreich.
Gliederung und Größe. Von der Stadt Calais (spr. kaläh) an der Küste
Frankreichs erreicht man in kurzer Überfahrt Großbritannien. Der südliche
Teil dieses Jnsellandes wird England, der nördliche Schottland genannt.
Westlich von Großbritannien, das zusammen mit dielen kleineren Inseln
230 000 qkm groß ist, liegt Irland, das etwas größer als Bayern ist.
Großbritannien, südlicher Teil. Großbritannien verschmälert sich von S.
nach N. Die südenglische Küste läuft im allgemeinen von O. nach W. Sie
begrenzt im N. einen Meeresarm, der den Namen Ärmel-Kanal führt,
meist aber nur der Kanal genannt wird. Gleich der Ostküste Ellglands,
die sich nach Nnw. hinzieht, sind die südlichen Gestade teils flach, teils hoch
und steil, wie bei Dover (Bild 17). Die Flachküste deutet an. daß auch das
Küstenland niedrig gelegen ist, die Steilküste aber, daß dort Höhenketten das
Meer erreichen. Das ganze südöstliche England bildet ein Tiefland, das von
mehreren niedrigen Höhenketten durchzogen wird. Die südlichen von
diesen sind nach O., die nördlichen nach No. gerichtet. Eine große Tieflands-
bucht breitet sich um London aus, das Londoner Becken. Es wird vom
größten Strom Englands durchflossen, von der Themse. Unterhalb Londons
mündet diese in einem weit geöffneten Mündungstrichter.
Das englische Tiefland ist der Hauptsitz des englischen Ackerbaues. Das
milde und feuchte ozeanische Klima und ein fruchtbarer Boden des Landes
begünsügen diesen. Da jedoch andre Länder das Getreide billiger liefern
können, so sind an die Stelle der gelben Weizenfelder seit einigen Jahr-
zehnten meist grüne, durch Hecken und Baumgruppen getrennte Weidegründe
getreten, die zur Viehzucht benutzt werden.
Im Gegensatz zu dem flachen südöstlichen England ist der nordwestliche
Teil gebirgig. Drei Gebirgsgruppen lassen sich unterscheiden. Diese
bilden drei große westliche Halbinseln. Am weitesten springt die südlichste,
die spitz auslaufende Halbinsel von Cornwall (spr. kornuöl), in das Meer vor.
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Extrahierte Ortsnamen: Niederlande Antwerpen Gent Niederlande Amsterdam Rotterdam Utrecht Luxemburg Luxemburg Nordeuropas Frankreichs England Schottland Irland O. Dover England Englands Londons England Cornwall
Ii
Geographie.
65
Sund, der Große und der Kleine Belt, stellen die Verbindung der beiden
Meere her. Durch sie gelangt man aus der Ostsee zuerst in das Kattegatt
und dann ins Skagerrak.
Der hohe Rücken und die Westküste der Halbinsel Skandinavien. Der
westliche Teil Skandinaviens ist ein hohes Land. Sein Rücken liegt
durchschnittlich etwa 1000—1200 m hoch. Er bildet eine wenig gegliederte,
gewaltige Erhebungsmasse. Am breitesten ist er im S., wo sich die
Halbinsel nach W. hin verbreitert. Von tiefen Talfurchen ist er durchschnitten.
Erhebungen sind ihm dagegen nur hier und da aufgesetzt. Das umfangreichste
Gebirge ist das Gletschergebiet von Jotunheim, das den höchsten Berg
Skandinaviens trägt, den Galdhöpig (spr. gallhöppig, 2560m).
18. Der Sogne Fjord in Norwegen.
Infolge seiner nördlichen und hohen Lage hat der Gebirgsrücken Skandi-
naviens ein kaltes Klima. Der wärmende Einfluß des Meeres fehlt. Die
höchsten Flächen tragen dauernd eine Schnee- und Eisdecke. Die
baumlosen Hochflächen des norwegischen Fjelds sind menschen-
leer. Fast nur in den Tälern trifft der Wanderer Wohnungen an. Den
Verkehr nach der Westküste hin vermitteln vorwiegend Landstraßen. Nur
vier Eisenbahnlinien wurden bisher über den Gebirgsrücken geführt; zwei,
die von Kristiania und Stockholm kommen, erreichen bei Drontheim die
Westküste, die dritte, die Ofotenbahn, endet in Narvik am Westfsord im
hohen N., eine vierte verbindet Kristiania und Bergen. Die Eisenbahn-
linie Drontheim—kristiania durchschneidet im S. waldreiche Landschaften.
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26
Geographie.
Ii
7. Die Schneekoppe (rechts vorn die Rie'snbaude).
Glieder der Sudeten. Das erste Glied der Sudeten ist das Lausitzer Ge-
birge. Es bildet nur im S. einen geschlossenen Gebirgszug (Jeschkenberg
1010 m) und geht nach N. in ein regelloses Bergland über. Höher und mächtiger
ist das zweite Glied der Sudeten, das im westlichen Teile Jser-, im östlichen
Riesengebirge heißt. Namentlich das letztere besitzt einen mächtigen, breiten Ge-
birgskamm und von allen deutschen Mittelgebirgen die bedeutendste Durch-
4. eine Ctädtereihe cm der Elster, 5. eine Städtereihe an der Elbe und
6. eine halbkreisförmige Städtelinie am Ostfuße des Harzes. (Welche Städte
gehören zu diesen Städtelinien?)
Verkehr. Für den Verkehr besitzt die Landschaft in der Elbe eine wichtige
Schiffahrtstraße. Diese bildet nicht mx eine Znfuhrstraße von S., sondern
öffnet auch nach N. einen Weg zum Meere, wodurch die Teilnahme am Welt-
handel erleichtert wird. Das Eisenbahnnetz ist sehr dicht. (Warum? Wo fand
es im S. seinen Anschluß an das Verkehrsnetz der Nachbargebiete?)
4. Das Sudeten-Gebirge und die Schlesische Bucht.
Sudeten. An das Elb-Sandsteingebirge fügen sich nach So. die langgestreckten
Sudeten an. Diese bilden keinen einheitlichen Gebirgszug, sondern bestehen
aus zahlreichen Gebirgszügen und - gruppen. Da auch ihre Gesteins-
masse sehr verschieden ist, zeigen die Oberflächenformen einen reichen Wechsel.
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Ii
Geographie.
29
Schlesische Bucht, Stromnetz der Oder. Zwischen dem Sudeten-Vorlande
im Sw. und dem Oberschlesischen Landrücken im O. brach die Schlesische
Bucht ein, die nach Nw. in das Norddeutsche Tiefland übergeht. Durch diese
Mitte nahm der Hauptstrom, die Oder, den Weg nach Nw. Auf dem
Mährischen Gesenke entspringend und zuerst in einem Doppelbogen nach W.
fließend, mußte sie vor der Oberschlesischen Platte nach N. umbiegen. Schon
bald tritt sie in das Tiefland ein. Von links gehen ihr die Nebenflüsse Oppa,
Glatzer Neiße, Katzbach, der Bober und die Görlitzer Neiße, von rechts
die Klodnitz, Malapane und Bartsch zu. (Wo münden diese Nebenflüsse?
Beschreibe ihren Lauf!) Vor der Einmündung werden die meisten Neben-
flüsse vom Hauptstrom mitgeschleppt, weil dieser viel Schutt ablagert und
dadurch das Einmünden erschwert.
Anbau. Das Tiefland der Schlesischen Bucht ist ein sehr fruchtbares
Gebiet, ein Hauptgebiet des deutschen Ackerbaues, mit bedeutendem Weizen-
und Zuckerrübenbau. In Niederschlesien breitet sich dagegen am Mittelläufe
des Bober und der Görlitzer Neiße die große Nieder schlesische Heide aus,
deren Sandboden meist mit dunkeln Kiefernwäldern bepflanzt ist.
Städte, Berkehr. Zu bedeutenden Städten haben sich an der Oder und
in der Schlesischen Bucht entwickelt: Ratibor (40000 E.), Oppeln (350008.),
Brieg (30000 E.), Breslau (515000 E.), Liegnitz (70000 E.) und Glogau
(25000 E.). Als Mittelpunkt des Verkehrs und des Handels ragt unter
ihnen Breslau hervor. Seine Lage ähnelt der von Cöln, ist aber nicht
so günstig, weil Schlesien für den Weltverkehr keine so vorteilhafte Lage wie
das Rheinland hat. Auch hat die Oder als Schisfahrtstraße bei weiten: nicht
die Bedeutung wie der Rhein.
5. Die Staatenbildung.
An Mitteldeutschland haben viele Staaten Anteil. Diese reiche staatliche
Gliederung entspricht dem reichen Wechsel, den das Oberflächenbild dieses Teiles
von Deutschland zeigt. Der größte Teil Mitteldeutschlands gehört aber zum
Königreich Preußen. Mit 6 Provinzen ist dieses an ihm beteiligt, mit der
Rheinprovinz, Westfalen, Hessen-Nassau, Hannover (Bezirk Hildes-
heim), Sachsen und Schlesien. (Königreich Preußen siehe Abschnitt Iv.)
Noch ein zweites Königreich liegt in Mitteldeutschland, nämlich Sachsen.
Ferner haben an ihm zahlreiche kleinere Staaten Anteil, die Staaten des
mittleren Wesergebiets und die thüringisch-sächsischen Staaten.
Das Königreich Sachsen. Dieser Staat, dessen Dreiecksform auffüllt,
umfaßt das Erzgebirge und dessen nordwestliche Abdachung; nach O. schließt
sich noch das Gebiet in der Oberlausitz, nach Nw. das fruchtbare Leipziger
Becken an. Nach So. hat Sachsen eine starke Naturgrenze. Die Elbe durch-
sließt den Staat so, daß f seiner Fläche auf der linken Stromseite liegen.
Sachsen ist nur 15 000 qkm groß (die Provinz Brandenburg ist fast
dreimal so groß), zählt aber 4z Mill. E. (auf 1 qkm 320 E.). Für die
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Ii
Geographie.
115
die Pfeiler eines riesigen Tores. Den Schiffen öffnen sich dann zahlreiche breite
Mündungsarme von Flüssen. Bon Mangrovedickichten sind die Fluß-
mündungen umwachsen. Die Küftenebene Kameruns ist ein feuchtheißes
Gebiet und daher mit einem riesigen Urwald bewachsen. Dieser bekleidet
auch mit seiner Pracht die Abhänge des Kamerun - Gebirges, das wie ein
Regensammler wirkt, so daß stellenweise bis über 9 m Regen (15mal so viel
wie in Deutschland) jährlich fallen. Auf die waldreiche Küstenebene folgt wie
bei Togo ein steiler Gebirgsaufstieg. An diesem endet die Schiffbarkeit der
Flüsse, die alle Wasserfälle bilden. Nach dem Aufstieg hat man wie bei
Togo die trockeneren.hochflächen des Inneren erreicht. Von den wasser-
reichen Flüssen Kameruns ist der Sanaga der bedeutendste.
Termitenhügel, verfallen und frisch Schirmalazien Affenbrotbaum
38. Der Kilimandscharo, links der Kibo (6000m), rechts der Mawensi (5350 m),
der Sattel (4700 m).
Dornbüsche und Steppe schmücken sich zu Beginn der Regenzeit mit frischem Grün. Im Garten der Misfions-
ftation prangen Bananen und Sykomoren. Ein auch die kleinsten Hindernisse meidender Karawanenpfad
führt an dem riesigen Affenbrotbaum vorüber. Rechts hängt an diesem eine von den Eingebornen gur Ge-
winnung wilden Honigs angebrachte Röhre.
Die Kolonie liefert die nämlichen Erzeugltifse wie Togo, ferner Elfen-
bein, Kakao und Tabak. Für tropische Kulturen ist sie hervorragend geeignet.
Der Sitz der Regierung ist Buea. Mit dein Bau einer Eisenbahn von der
Küste nach den Manenguba-Bergen ist begonnen loorden.
3. Deutfch-Ostafrika. Mit einer Fläche von 960 000 ^üm ist diese größte
Kolonie 1^/4mal so groß wie das Deutsche Reich. Sie reicht von der Sansibar-
küste bis zutn Viktoria-, Tanganjika- und Njassa-See. Die Bevölkerung beträgt
etwa lomill. Man kann ebenfalls vier Naturgebiete unterscheiden.
Die Küste hat gute Häfen und empfängt mehr Niederschläge als die von
Togo. Die Kokospalme ist viel verbreitet. An den Mündungen der Flüsse,
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Die Lage Deutschlands. Deutschlands Lage ist nicht sehr günstig. Die
unangreifbare Lage Englands geht ihm ab. Es ist vielmehr fast ringsum
von mächtigen Staaten umgeben, während z. B. Frankreich nur im O. an
mächtige Nachbarn grenzt. Rußlands Lage ist, seitdem ihm im O. das mächtige
Japan erwachsen ist, der Lage Deutschlands ähnlicher geworden; es ist wegen
s einer riesigen Größe aber nicht so leicht anzugreifen. Dievereinigten Staaten
Nordamerikas haben ebenfalls eine gesicherte Lage. Auch die Meereslage
Deutschlands ist weniger günstig als die Englands, Frankreichs und
Nordamerikas, aber doch günstiger, als man gewöhnlich annimmt. Im N.
stößt Deutschland an die Ostsee und an die Nordsee; letztere steht mit dem
Atlantischen Ozean in offener Verbindung. Im W. aber ist Deutschland nur durch
das schmale holländisch-belgische Zwischenland vom Atlantischen Ozean getrennt.
40. Moderner Schnelldampfer (Doppelschraubendampfer).
Die Größe Deutschlands und sein Kolonialreich. Deutschland wird an
Größe unter den europäischen Staaten nur von Rußland und Österreich-
Ungarn, ferner unter den Weltmächten von den Vereinigten Staaten
Nordamerikas übertroffen. Diese und Rußland sind allerdings viel größere
Staaten. Frankreich hat etwa die gleiche Größe wie Deutschland, England
ist viel kleiner. Letzteres besitzt aber ein riesiges Kolonialrei ch, das die frucht-
barsten und wertvollsten Gebiete der Erde umfaßt. Auch Frankreich und
Rußland haben größere und wertvollere Kolonien als Deutschland. Selbst
das kleine Holland besitzt zwar nicht größere, aber reichere Kolonien. Es
9*
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